Mund zu, Tape drauf – klingt ungewöhnlich, ist aber ein wachsender Trend, der vor allem durch Social-Media-Plattformen wie TikTok erheblich an Popularität gewonnen hat. Beim Mouth Taping kleben sich Menschen vor dem Schlafengehen ein Stück Pflaster über den Mund, um in der Nacht ausschließlich durch die Nase zu atmen. Dem Trend folgend, werden mittlerweile sogar spezielle Mundpflaster für das Mouth Taping verkauft.
Unter den Befürwortern des Trends finden sich zahlreiche Promis und Influencer, die behaupten, dass Mouth Taping viele Vorteile bietet, darunter erholsamerer Schlaf, weniger Schnarchen und verbesserte Mundgesundheit. Mouth Taping soll Tagesmüdigkeit und Konzentrationsprobleme verschwinden lassen und sogar Anti-Aging-Effekte besitzen. TikTok-Videos mit den Hashtags #mouthtaping und #mouthtape haben Millionen Aufrufe und in den USA soll bereits jeder 10. Erwachsene den Trend ausprobiert haben.
Doch Experten mahnen zur Vorsicht, da die wissenschaftliche Grundlage für Mouth Taping schwach ist und es noch keine Studien gibt, die die langfristigen Auswirkungen von Mouth Taping untersuchen. Gleichzeitig bringt Mouth Taping einige Risiken und Gefahren mit, die die potenziellen Vorteile bei manchen Menschen deutlich überwiegen. Stand heute, sind größere, qualitativ hochwertige Studien notwendig, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Mouth Taping zu bestätigen. Derzeit wird es von Schlafmedizinern und Zahnärzten nicht empfohlen, da es keine etablierten medizinischen Richtlinien gibt.
Nasenatmung durch Mouth Taping forcieren
Die Idee hinter dem Mouth Taping ist nachvollziehbar, denn unsere Nase ist ein echtes Hochleistungsorgan und die Nasenatmung bietet während des Schlafs mehrere wissenschaftlich belegte Vorteile gegenüber der Mundatmung. Die Nase unterstützt die Immunabwehr, indem sie Schadstoffe, Staub und Allergene aus der eingeatmeten Luft filtert, was das Risiko für Atemwegsinfektionen senken kann. Gleichzeitig befeuchtet und erwärmt sie die Luft, bevor sie die Lunge erreicht, wodurch Reizungen verhindert und die Atemwege geschützt werden.
Studien zeigen, dass Nasenatmung die Sauerstoffaufnahme optimiert, da sie einen gleichmäßigeren Luftstrom erzeugt und das Zwerchfell stärker einbezieht. Das kann die Schlafqualität verbessern und Schnarchen reduzieren, weil die Atemwege seltener kollabieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Nasenatmung regt die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) in den Nasennebenhöhlen an – ein Molekül, das entzündungshemmend wirkt und die Durchblutung unterstützt.
Im Gegensatz dazu trocknet Mundatmung den Rachenraum aus, was zu Problemen wie Mundgeruch, Karies oder Zahnfleischentzündungen führen kann. Wer regelmäßig durch die Nase atmet, stärkt also nicht nur Lunge und Immunsystem, sondern unterstützt auch langfristig einen erholsameren Schlaf. Viele Experten raten daher generell zur Nasenatmung – auch tagsüber. Kein Wunder also, dass das Mouth Taping als eine Form des Trainings zur Nasenatmung im Schlaf immer mehr Anhänger findet.

Mouth Taping: Zwischen Trend und Risiko
Wie Sie sehen, bietet es viele Vorteile durch die Nase zu atmen! Warum also nicht einfach in der Nacht den Mund zukleben und so die Nasenatmung forcieren? Ganz so einfach ist es nicht, denn unser Körper lässt uns nicht ohne Grund durch den Mund atmen. Eine schiefe Nasenscheidewand oder eine verstopfte Nase, etwa durch Allergien, Erkältung oder Sommergrippe zwingt viele Menschen zur Mundatmung.
Und genau hier wird Mouth Taping problematisch. Denn wer nachts mit zugeklebtem Mund keine ausreichende Nasenatmung hat, riskiert ernsthafte Folgen: von unruhigem Schlaf und Zähneknirschen, über Sauerstoffmangel bis hin zu wirklich gefährlichen Atempausen.
Studien zum Mouth Taping
Tatsächlich gibt es einige kleinere Studien, die sich mit Mouth Taping beschäftigt haben. Eine taiwanesische Studie aus dem Jahr 2022 hat 20 Probanden mit milder obstruktiver Schlafapnoe (OSA) untersucht. Ein Forschungsteam um den Professor für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Dr. Brian Rotenberg führte eine systematische Überprüfung von zehn kleineren Studien mit insgesamt 213 Teilnehmern durch, um die Wirksamkeit von Mouth Taping zu untersuchen.
Sie fanden nur schwache Belege dafür, dass Mouth Taping bei milder Schlafapnoe Schnarchen und Atemaussetzer leicht reduzieren könnte. Die analysierten Studien waren jedoch zu klein, methodisch zu uneinheitlich und von zu geringer Qualität, um allgemeine Empfehlungen zuzulassen. Zudem warnte das Team um Dr. Rotenberg vor den Risiken, da Mouth Taping die Atmung insbesondere bei eingeschränkter Nasenatmung weiter beeinträchtigen könnte.
Die Alternative: Nasenpflaster statt Mouth Tape
Eine gute und sicherere Alternative zum Mouth Tape sind Nasenpflaster. Diese auch Nasenstrips genannten Pflaster sind flexible Klebestreifen, die quer über den Nasenrücken geklebt werden und dabei die Nasenflügel sanft nach außen ziehen. Dadurch werden die Nasengänge erweitert, was die Luftzufuhr durch die Nase deutlich verbessern kann.
Im Schlaf können sie helfen, freier zu atmen und nächtliches Schnarchen zu reduzieren. Viele Sportler nutzen schon seit Jahren Nasenstrips, um während körperlicher Belastung eine effizientere Nasenatmung und erhöhte Sauerstoffaufnahme zu ermöglichen. Im Gegensatz zum Mouth Taping ist die Anwendung deutlich risikoärmer, da der Mund stets frei bleibt und die Atmung nicht blockiert wird.

Fazit zum Mouth Taping
Mouth Taping mag durch Social Media wie TikTok auf den ersten Blick wie ein einfacher Trick für besseren Schlaf wirken, doch der Trend ist nicht unbedenklich. Gesundheitsexperten raten deshalb: Finger weg vom Mouth Taping ohne vorherige ärztliche Abklärung. Wer eine freie Nase und keine gesundheitlichen Einschränkungen hat, kann das Mouth Taping also durchaus ausprobieren. Idealerweise aber erst nach einer kurzen Rücksprache mit dem Hausarzt.
Schlafstörungen, Schnarchen oder chronische Mundatmung klärt man besser direkt mit einem HNO-Arzt oder Schlafmediziner ab, statt erstmal selbst an sich zu experimentieren. Wenn es lediglich darum geht, die allgemeine Schlafqualität zu verbessern, gibt es neben den bereits angesprochenen Nasenstrips noch zahlreiche andere Methoden für besseren und erholsameren Schlaf, die ganz ohne Klebeband auskommen.