Ohne bewusst darüber nachzudenken, wandert der Finger an den Mund. Mit den Zähnen wird an den Nägeln und der umliegenden Haut geknabbert. Das Ritual wird von vielen Millionen Kindern und Erwachsenen Tag für Tag wiederholt. Das Fingernägelkauen, welches auch als Onychophagie bezeichnet wird, betrifft alle Altersgrenzen und kann in der Regel nur durch eine konsequente Behandlung abgestellt werden.
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Ursachen: Fingernägel kauen bei Kindern
Es gibt viele Kinder, die an ihren Fingernägeln kauen. Meist ist es ein Begleitsymptom von anderen emotionalen Störungen. Das Kauen an den Nägeln entwickelt sich bei Kindern häufig aus einem Druckgefühl heraus, welches durch die Eltern, die Schule oder die Mitschüler erzeugt wird. Auch belastende Erlebnisse sind als Auslöser denkbar. Dies können Schockmomente, Alkoholismus bei den Eltern, häufig Streitigkeiten zwischen den Eltern oder andere psychische Traumata sein. Manchmal sind die Gründe jedoch auch weniger tief liegend. Einige Kinder knabbern lediglich aus Nervosität oder Langeweile an den Fingernägeln. Eltern sollten unbedingt dieses Verhalten ihres Kindes beobachten und als Alarmsignal betrachten. Bei einem stark ausgeprägten Fingernägel kauen ist eine psychologische Behandlung unerlässlich.
Ursachen: Fingernägel kauen bei Erwachsenen
Das Nägelkauen ist auch bei einigen Erwachsenen eine Handlung, um mit Stress umzugehen. Die innere Spannung soll sich lösen. Dies ist nicht tragisch, wenn das Nägelknabbern nicht zu einem Dauerzustand wird. Wenn das Beißen an den Nägeln eine Selbstverletzung ist, wird es für den Betreffenden belastend. Als Antwort auf schmerzvolle Lebensumstände liegen dahinter Traumata, verdrängte Ängste, Zwänge und große Anspannungen. Daher wird der unbewusste Vorgang des Nägelkauens auch als Abwehrhaltung des Unterbewussten gesehen.
Es gibt Phasen, in denen die Betroffenen nicht dieses Symptom zeigen. Tritt eine Situation auf, welche Druck erzeugt, beginnt das Fingerknabbern erneut. Der Betroffene kann gar nicht so schnell registrieren, dass sein Finger wieder zwischen den Zähnen steckt. Häufig kann er seine Bedürfnisse und Gefühle in diesem Moment selbst nicht mehr wahrnehmen. Nur über die Selbstverletzung kann er sich als Person wieder registrieren.
Unterschiedliche Ausprägungen des Nägelkauens
Das Nägelkauen kann bei Kindern und bei Erwachsenen sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Es kann nach therapeutischer Meinung in drei Phasen unterteilt werden. Wenn das Kauen an den Nägeln nur in geringfügiger Frequenz und in keinem großen Ausmaß auftritt, muss keine Gegenhandlung erfolgen. Passiert es jedoch häufiger und der Betroffene leidet nicht darunter, sollte das Problem offen angesprochen werden. Immer wieder sollte darin erinnert werden, was gerade getan wird und das dies nicht gut ist. Sanktionen sollten allerdings nicht erfolgen. Wenn der Betroffene selbst unter dem Fingerknabberzwang leidet oder dies nur ein Begleitsymptom von anderen Problemen wie Unlust, Schlafstörungen oder Essstörungen ist, sollte ein Gang zum Therapeuten erfolgen. Dieser kann die Ursache für das Verhalten abklären und eine Therapie einleiten.
Was tun gegen das Fingernägel kauen?
Tritt das Knabbern an den Fingernägeln nur selten auf, gibt es effektive Hausmittel und Hilfsmittel. Mit Hilfe einer speziellen Tinktur aus der Apotheke, welches auf die Nägel gegeben wird, kann man dafür sorgen dass das Knabbern unangenehm wird. Die Tinktur erzeugt einen bitteren Geschmack, sobald der Fingernagel mit dem Mund in Berührung kommt. Auch für Kinder sind diese Mittel geeignet.
Eltern sollten generell von Strafen absehen und lieber auf das Prinzip der Belohnung setzen. So gibt es beispielsweise nach jeder Woche ohne ein Kauen an den Fingernägeln ein kleines Geschenk wie ein Eis oder ein Besuch im Kino. Es ist auch möglich, die Nägel besonders intensiv zu pflegen. Bei Kindern reiben die Eltern die Finger mit duften Cremes ein und loben die Kleinen, wenn die Nägel wachsen. Werden sie zu lang, werden sie geschnitten. Frauen mit diesem Problem können auch ihre Nägel lackieren. Unterstützt werden kann dieses Vorgehen mit Entspannungsübungen. Sogar Kinder können am autogenen Training oder Fantasiereisen mit dem Geist teilnehmen. Dies befreit von Alltagsstress.
Auf kompetente Hilfe setzen
Einige Kinder und Erwachsene kauen an ihren Fingernägeln so lange, bis das eigene Fleisch unter den Nägeln zu erkennen ist. Wenn das Fingerknabbern so stark ausgeprägt ist und eventuell von weiteren emotionalen Störungen begleitet wird, ist die Hilfe von Psychologen oder Psychiatern gefragt. Eine Anwendung von bitteren Tinkturen wäre nun eher sinnlos. Im Rahmen einer professionellen Verhaltenstherapie sollen die Ursachen für dieses zerstörerische Verhalten erforscht werden. Neue Verhaltensweisen werden eingelernt, die eine bessere Bewältigung von Drucksituationen ermöglichen. Die eigenen Bedürfnisse müssen gespürt werden, damit die Selbstverletzung beendet werden kann.
In einigen hartnäckigen Fällen, wird zusätzlich zur Therapie auch auf Hypnose zurückgegriffen um das Fingernägelkauen in den Griff zu bekommen. Meist ist jedoch lediglich eine ambulante Therapie erforderlich. Einen geeigneten Therapeuten finden Betroffene oder Eltern von betroffenen Kindern über den Hausarzt sowie bei Beratungsstellen.